Fontana Casselana

Alte Musik im neuen Gewand: Fontana Casselana

Italienische Madrigale zum Verlagsjubiläum

Anlässlich seines 35-jährigen Jubiläums präsentiert der Pan Verlag eine neue Editionsreihe: Fontana Casselana. Damit widmet er sich einer unter Fachleuten weltberühmten außergewöhnlichen Notensammlung: Fontana Casselana präsentiert Einzel- und Sammelwerke aus der einzigartigen Musikbibliothek, die in der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek Kassel verwahrt wird.

Sie stammt aus der Zeit zwischen 1550 und 1630 und wurde von den musikbegeisterten Landgrafen Wilhelm IV. und seinem Sohn Moritz von Hessen, der darin selbst als Komponist vertreten ist, zusammengetragen. In zwei Serien bietet die neue Reihe Handschriften in Urtextausgaben (Serie A) und deren Bearbeitungen (Serie B), wie bspw. Ausgaben mit ausgesetztem Generalbass, an. Mit der Entscheidung für diese Zweigleisigkeit gibt der Verlag auch jenen Musikliebhabern, die die Technik des Spiels eines bezifferten Basses nicht erlernt haben, die Möglichkeit, Werke der Renaissance und des Frühbarock aufführen zu können.

Jochen Faulhammer

Die lange Tradition der Edition Werke Alter Musik im Pan Verlag mit den bisherigen Reihen Fontana di Musica (Consort) mit 23 und Fontana di Musica (Basso continuo) mit 34 Titeln sowie der Bibliothek alter Musik mit 143 Titeln wird damit um einen echten Schatz reicher.

Fontana Casselana wird mit der Sammlung La buona et felice mano eröffnet. Hinter dem klangschönen Titel verbergen sich 11 Madrigallieder von Georg Schimmelpfennig (ca.1582–1637), der als Lautenlehrer, Altist und Kammerdiener am Kasseler Hof tätig war. „Die elf Madrigallieder sind ein äußerst ungewöhnliches Dokument für den in dieser Zeit am Kasseler Hof gepflegten Musikstil. Landgraf Moritz war dem venezianischen Stil zugetan ... [Schimmelpfennigs] Lieder tragen deutlich die Handschrift eines Anhängers der Florentiner Schule um Giulio Caccini. Damit scheint er, soweit sich das aus heutiger Sicht beurteilen lässt, am Kasseler Hof allein gewesen zu sein. Es gibt keine Kompositionsbeispiele dafür, dass sich einer seiner Kollegen am Hof derart intensiv mit dem monodischen Stil beschäftigt hätte, der aus damaliger Sicht quasi die Avantgarde der Komposition darstellte“, so der Herausgeber Jochen Faulhammer.

Murhardsche Bibliothek Universität Kassel

Diesen frühen Beispielen monodischer Komposition in Deutschland legte Georg Schimmelpfennig Texte aus einer umfangreichen Sammlung italienischer Madrigale zugrunde, die die älteste Tochter seines Kasseler Dienstherrn Landgraf Moritz, Elisabeth von Hessen, gedichtet hatte. Kunstsinnig und begabt wie ihr Vater förderte der Landgraf die Ausbildung seiner Tochter in einer für die Zeit ungewöhnlichen Weise. Gemeinsam mit den Söhnen des Adels und des gehobenen Kasseler Bürgertums besuchte Elisabeth die von Moritz gegründete Schule Collegium Mauritianum. Zu ihrer Ausbildung gehörte auch das Erlernen verschiedener Musikinstrumente, wie der Laute. Georg Schimmelpfennig war einer der Lautenlehrer Elisabeths und ihr offensichtlich seelenverwandt. „Selbst im immensen Bestand an kostbaren Musikalien aus dem Erbe der Casseler Hofcapelle wird sich nicht leicht ein anderes Werk finden lassen, in dem zwei künstlerisch hochbegabte Menschen aus Kassel auf dem Umweg über Formen italienischer Sprache und Musik zu einem so persönlichen und anrührenden Dialog über Liebe und Abschied zusammengefunden hätten. Es ist auch kein vergleichbares Dokument aus anderen kunstsinnigen Fürstenhöfen bekannt. Die künstlerische und vor allem auch menschliche Tiefe dieser Begegnung gibt der kleinen Sammlung ihren bleibenden Wert über die Jahrhunderte hinweg auch für unsere Zeit.“ (Jochen Faulhammer im Vorwort)

Angelika Horstmann

 

Georg Schimmelpfennig

La buona et felice mano. Italienische Madrigale 1615 für Singstimme (S/T) und Laute

Jochen Faulhammer (Hg.)

Reihe: Fontana Casselana Serie A, Urtextausgabe, Heft 1

PAN 1500 · ISMN: 979-0-50216-500-0 · 20,00 €

Reihe: Fontana Casselana Serie B, Bearbeitungen, Heft 1

PAN 650 · ISMN: 979-0-50216-650-2 · 25,00 €

Bildenachweise:

  1. Faksimileabdruck
  2. Der Herausgeber der neuen Reihe: Jochen Faulhammer
  3. Murhardsche Bibliothek © Universität Kassel, Foto: Martin Forciniti
Kommentare (0)
Bisher wurden hier noch keine Kommentare veröffentlicht
Einen Kommentar verfassen (eventuell müssen Sie angemeldet sein)
Posting as Guest
×
Suggested Locations
Gib den Text aus dem Bild ein. Nicht zu erkennen?
Copyright © 2022 by Furore, Merseburger & PAN